2006

6. Reutlinger Classic Open Air

22. Juli 2006

 

 

Große Musik im Fußballstadion

REUTLINGEN. Das 6. Reutlinger Open Air stellte in Bezug auf die Publikumsbegeisterung alles Bisherige in den Schatten. Im Kreuzeiche-Stadion gab es am späten Samstagabend nach dem Finale mit Feuerwerk minutenlange Ovationen für die Musiker und Sänger, die unter Leitung von Martin Künstner Arien, Chöre und sinfonisches aus Oper, Musical und Film aufgeführt hatten - unterstützt von einer exzellenten Technik. Erneut war die "Classic Night" ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges in der Stadt. Die Neuerung, auch modernere Stücke ins Programm aufzunehmen, zahlte sich aus, denn vor allem diese wurden enthusiastisch gefeiert. Herausragende Solisten, die in Bestform spielende Württembergische Philharmonie und der energiegeladene Doppel-Chor waren die Garanten für die mitreißende Qualität des Konzerts.    

 



Reutlinger Generalanzeiger (Daniel Graf)

Open Air - Singend statt sengend: Die Classic Night lässt dem kühlen Gewitter einen Sturm der Begeisterung folgen

Tag des Lorbeers im Fußballstadion

REUTLINGEN. Noch hellt die Abendröte. Flammt und prunkt und ahnt voraus. Umfließt und versöhnt den Donnerhimmel; spielt Pausengeleit. Ohrenschmaus mit Zugabe, nur schlemmermeilenweit entfernt. Es ist eine Verköstigung für Aug und Ohr und Gaumen. Und Reutlingen genießt.

Es pulst an der Kreuzeiche. Flanieren für Fortgeschrittene, Vorsicht Gegenverkehr! Ans Denken, logisch, ist nicht zu denken, und wäre Zeit gewesen zum Ordnen und Sinnen, womit denn beginnen? - Fiordiligi. Christine Reber ist an diesem Abend grandiose Traviata, bestrickende Salome, sensationelle Liu. Aber ihre Fiordiligi - favoloso!

Schon das Beben im Rezitativ. Und dann diese Constantia gegen die Zumutungen der Partitur! Mozarts aberwitzige Sprünge, der schonungslose Ambitus - alles hier plötzlich flaumenleicht. Rebers Triolenkoloraturen perlen, dazu delikates Holz und satte Streicher, wie überhaupt die Württembergische Philharmonie unter Martin Künstner sich in Bestform präsentiert.

Versponnene Nachtmusik
Das Traviata-Vorspiel: Belcanto instrumentale. »Wach auf!« aus den »Meistersingern«: traumhaft versponnene Nachtmusik. Dann der Einsatz des Chores in einer gewaltigen Kadenz. Ein Eintritt wie der Einbruch des Erhabenen; zur Seite geschoben der Nachtmantel.

In Reutlingen ist's umgekehrt. Nach dem regen Pausentreiben ist die Bühne in magisches Rot getaucht. Dämmerung. Doch das Orchester um Künstner: hellwach. Brillant mit Bernstein. Und Andreas Wagner, schon im ersten Teil überzeugend, singt sein Englisch mit solcher Noblesse und Versiertheit, dass alles zur Geltung kommt, was diesen Tenor auszeichnet: wohliges Timbre in Tief- und Mittellage, Klarheit und Kraft in der Höhe.

Seine Duette mit Christine Reber: Gänsehaut-Garanten. Wenn ihre Stimmen sich verbandeln und bei den Klauseln in die Perfekta gleiten, weiß man, warum die so heißt. Bernsteins »Candide«-Nummer »Make our garden grow«: ein rosaplüschner Schmachtfetzen. Oder zum Weinen schön. Auch weil hier der Einsatz von Betzinger Sängerschaft und Philharmonia Chor ein kleiner Zaubermoment ist.

Butterweicher Ansatz
Dritter Solist im Bunde: Saxophonist Norbert Nagel. Harter Name, butterweicher Ansatz. Und unablässig lässig im Synkopenfestival von John Williams' »Joy Ride«. Zweimal noch wird's ein wenig kritisch im großen Ensemble. Vangelis und Milhaud machen kleinere Taktschwierigkeiten. Dann aber wieder metrische Präzisionsarbeit. Auch die Feuerwerker folgen dem Taktstock. »Carmina Burana«, Finale furioso. Pyro-Percussions zu Orff - keiner sonst komponiert so feuerwerkskompatibel. Und mit orffischer Wucht funkelt's und bebt's und wettert's gegen den Himmel: Revanche für dessen Nachmittagstoben. Als das Leuchten mit dem Schlussakkord verglimmt, übernimmt das Publikum. Jubel, Ovationen, stehendes Staunen. Beifalls-Feuerwerk für alle Akteure. 

 



Reutlinger Generalanzeiger (Andrea Anstädt)

Open-Air - Brillantes Feuerwerk zum Abschluss einer großen »Classic Night«. 2 320 Zuschauer im Kreuzeiche-Stadion

Konzert mit »Gänsehaut-Feeling«

REUTLINGEN. Das minutenlange rhythmische Klatschen und die »Zugabe, Zugabe«-Rufe verhallten am späten Samstag ungehört in der Nacht. »Berechtigterweise«, wie ein Besucher der »Classic Night« im Hinausgehen seiner Begleitung erklärte: »Nichts hätte dieses Ende toppen können.« Recht hatte er. Zur fulminanten Carmina-Burana-Interpretation von Philharmonia Chor und Betzinger Sängerschaft hatte das großartige und taktexakte Brillantfeuerwerk das Publikum in entzücktes Staunen versetzt. Ein im wahrsten Wortsinn explosiver Mix aus Feuerwerk und Musik mit Gänsehaut-Garantie war krönender Abschluss eines gelungenen Konzertabends im Kreuzeichestadion.

Eine kurze Nacht
Dabei hatten am späten Nachmittag die Zeichen noch auf Sturm gestanden. Weil der Gewitterregen derart laut die Konzertmuschel traktierte, dass kein Ton mehr zu hören war, musste der Soundcheck mit Sängern und Musikern eine Dreiviertelstunde unterbrochen werden, bis der ärgste Guss vorüber war.

Das nach wiederholten Klagen der Philharmoniker in den vergangenen Jahren eigens vom Technikbeauftragten Harm Harmsen gebaute Sonnensegel zum Schutz gegen die einfallende Sonne musste übrigens eingeholt werden ohne zum Einsatz gekommen zu sein.

Punkt 18 Uhr waren die Stühle wieder trocken gerieben und alles für das insgesamt sechste »Open Air« des Reutlinger Philharmonia Chors unter der Mitwirkung der Betzinger Sängerschaft und der Württembergischen Philharmonie vorbereitet - ein Event, das mit Sekt und Häppchen für die ersten Gäste begann.

Diese nutzten das Angebot, sich stilecht und in aller Ruhe vor dem Konzert zu stärken. Die Zeiten von eingepackten Wurstbroten und Bierflaschen scheinen ein für allemal passé.

»Die Veranstalter haben auf die Kritik gehört und sich von Mal zu Mal verbessert. Heute ist das Angebot wirklich perfekt und entspricht dem Anlass«, war ein Gast voll des Lobes. 20.08 Uhr begann noch bei Tageslicht die Classic Night mit den ersten kraftvollen Klängen der Don Giovanni-Ouvertüre der Württembergischen Philharmoniker. Die Solisten Andreas Wagner und vor allem Christine Reber wurden vom Publikum mit langem Applaus begrüßt.

Nach einer einstündigen, aber kurzweiligen Pause hatte die Nacht ihr Tuch über das Kreuzeiche-Stadion gelegt. Und damit konnten die Lichttechniker die Musiker und Sänger in der Konzertmuschel ansprechend in Szene setzen. Nach dem grandiosen Schlusspunkt des Brillant-Feuerwerks war die Arbeit für die Sänger allerdings noch lange nicht vorbei.

Tausend Stühle wurden noch in der Nacht abgeräumt - eine Nacht, die kurz war, weil am Sonntagmorgen die Platten und die Überbleibsel des nächtlichen Feuerwerks vom heiligen Rasen entfernt werden mussten.

 

6. Reutlinger Open Air und Weihnachtskonzert

Mit dem neuen Jahr hat auch eine neue Probenphase der Betzinger Sängerschaft begonnen. Die Sängerinnen und Sänger unter der musikalischen Führung von Martin Künstner knüpfen erneut an die erfolgreiche Tradition des „Reutlinger Open Airs“ im Kreuzeiche Stadion an. Auf dem Programm des Sommerlichen Highlights der „6. Classic Night“, stehen am 22. Juli 2006 Werke der Romantik. So werden unter anderem Auszüge aus verschieden Opern von Schubert, Verdi und Donizitti geboten. Abgerundet wird das ganze nach alter Manier mit großem Brillant Feuerwerk.

Das „Festliche Weihnachtskonzert“ des Chores findet mit Händels „Messias“ am 16.12.2006 in der Christuskirche statt.

Proben sind ab sofort immer montags um 19.30 Uhr im Saal der Betzinger Hoffmanschule (neben der Kemmler-Halle), neue Sänger willkommen. Sie sollten sich bei Judith Kohlmann Tel.: 07121/880180, E-Mail: judith.kohlmann@web.de, melden. Weitere Informationen sind der Tagespresse oder dem Internet unter www.betzinger-saengerschaft.de zu entnehmen. (Daniel A. Thiersch)

 



 

Besuchen Sie unsere

Homepage des KonzertChorReutlingen